DIE LINKE Essen lehnt die Durchführung Olympischer Spiele an Rhein und Ruhr ab. Nach Möglichkeit initiiert DIE LINKE. Essen entsprechende parteiübergreifende Initiativen oder/und beteiligt sich an ihnen und macht diese Frage auch zum Thema im Kommunalwahlkampf und im Wahlkampf zum RVR-Parlament. DIE LINKE Essen tritt in jedem Fall für einen frühzeitigen Bürger*innen- oder Volksentscheid zur Durchführung von Olympia an Rhein und Ruhr ein, der vor den Entscheidungen für oder gegen Olympia stattfindet.

Begründung:

Olympiaden bedeuten seit nunmehr 17 Jahren für die Austragungsorte ein horrendes Minusgeschäft, die Einschränkung von Bürger*innenrechten und Gentrifizierung. Hinter der aktuellen Olympiabewerbung steckt Michael Mronz, Sportvermarkter und FDP-Mitglied. Inzwischen hat er prominente Unterstützung von Politik und Kapital erhalten: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet schwärmt bereits von „Olympia an Rhein und Ruhr“ und unterstützt den Vermarkter. Auch viele Oberbürgermeister*innen des Ruhrgebiets sowie der NRW Landtag sprachen sich dafür aus. Die größten Fans von Mronz Idee sind jedoch große Unternehmen, unter anderem Daimler, Evonik, die RAG-Stiftung und die Deutsche Telekom. Daher stellte sich zurecht die Frage, wer von dem Mega-Event profitierten würde: Unternehmen, Investoren und Sportvermarkter*innen wie Mronz oder auch die Bürger*innen an Rhein und Ruhr?

Wer soll das bezahlen?

Während die meisten Kommunen im Ruhrgebiet noch dem Stärkungspakt Stadtfinanzen unterliegen, träumen 14 Oberbürgermeister*innen und die Schwarz-Gelbe Landesregierung von einer Olympiade an Rhein und Ruhr und verweisen auf die hohe Anzahl bereits bestehender Spielstätten. Doch auch die hohe Zahl bestehender Spielstätten hat London oder 2020 Tokio und 2028 Los Angeles nicht vor einer Kostenexplosion gerettet.

Laut einer Studie der Universität Oxford werden die Olympischen Spiele in 100 Prozent der Fälle teurer als geplant: die durchschnittliche Kostenüberschreitung betrug dabei 252 Prozent! Am Ende blieben die Länder und vor allem die Kommunen auf den Kosten sitzen. Australien machte mit seiner Olympiade 2000 1,8 Milliarden Euro Verlust, Athen vier Jahre später sogar 12 Milliarden. Auch die Olympischen Spiele in Tokyo 2020 werden fast dreimal so teuer wie geplant: Anstelle von 10,3 Milliarden Euro rechnet der japanische Rechnungshof, dass die Spiele 22 Milliarden Euro teuer werden. Ebenso die geplanten Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles. Die Spiele sollen dort nun 6,88 Milliarden US-Dollar kosten. Das sind 1,36 Milliarden Dollar mehr als ursprünglich geplant. Die Olympischen Spiele in London sollten gerade einmal knapp drei Milliarden Pfund kosten. Am Ende waren es knappe 15 Milliarden Euro, also eine Verfünffachung der Kosten.

Aber Sportstätten sind doch schon vorhanden?!

Der Sportvermarkter Michael Mronz und Ministerpräsident Armin Laschet argumentieren gerne, dass die Kosten in NRW überschaubar blieben würden, da „bereits 90 Prozent der Sportstätten vorhanden“ seien. Doch diese Rechnung geht nicht auf: So betrug der Anteil am Aufbau neuer Sportstätten in London nur zehn Prozent der Gesamtkosten, also einen Bruchteil dessen, was auf die Stadt zukam. Zudem müssten, auch wenn Sportstätten vorhanden sind, etliche von ihnen in den nächsten zwölf Jahren modernisiert werden. Dies zeigt alleine die Diskussion um eine mögliche Sanierung der Regattabahn in Duisburg. DIE LINKE Essen fordert vor allem Investitionen in den Breitensport und nicht in Sportstätten von Profimannschaften.

Während Amateurvereine in maroden Spielstätten kaum ihre notwendigen Trainingszeiten unterbringen können, während die Schwimmbäder und Sporthallen einen riesigen Sanierungsstau aufgehäuft haben, ist die Stadt Essen offenbar bereit, sich an Olympia zu beteiligen, statt den Breitensport angemessen zu unterstützen.

Olympia als Gentrifizierungsturbo

Seit Bekanntgabe der Vergabe der olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver wurde dort im preisgünstigen Viertel Downtown Eastside systematisch günstiger Wohnraum vernichtet, um in direkter Nähe zu Sportstätten und dem Olympischen Dorf hochpreisigen Wohnraum anzubieten. Die Leidtragenden waren vor allem Mitglieder der First Nations, die Ureinwohner Kanadas. Auch in London wurde in unmittelbarer Nähe zu Olympischen Spielstätten hochpreisiger Wohnraum gebaut oder, wie es die Zeitung Die Zeit formuliert: „Ein neues Heim für Wohlhabende“. Fish Island war in London ein Zuhause für Künstler*innen, nach der Bekanntgabe der Spielstätten der Spiele wurden Wohnungen, Häuser und Brachen aufgekauft, die ansässige Bevölkerung verdrängt. Das gleiche geschah ebenso im Stadtteil Stratford. Ein ähnliches Szenario würde wohl auch auf die Städte an Rhein und Ruhr zurollen. Dort wo neue Spielstätten entstünden, dort wo Olympioniken untergebracht würden, würden über kurz oder lang auch die Preise steigen. Und dort wo neuer Wohnraum entstünde, würden die Städte diesen nach den Spielen an private Investoren verscherbeln, wie es bisher überall der Fall war. Bei den Olympischen Spielen auf lokalem Niveau geht es vor allem um eines: Immobiliengeschäfte . In Paris kam es zudem zu einem Deal zwischen dem IOC und Airbnb, was die Situation auf dem Wohnungsmarkt abermals verschärfte. Das lehnen wir als DIE LINKE vehement ab. Wohnraum muss bezahlbar und für alle da sein und durch Genossenschaften oder die öffentliche Hand gebaut werden.

Olympia vs. Bürger*innenrechte

Das Olympic Resistance Network (ORN) registrierte vor und während Olympischer Spiele in Kanada die Vertreibung der ärmeren Bevölkerung aus der Innenstadt: „Unerwünschte Elemente“ wie Obdachlose und Drogenabhängige werden rigoros „entfernt“. Um Sportstätten und „Partymeilen“ werden hunderte Videokameras installiert. Gemäß der olympischen Charta sind Demonstrationen und „politische Propaganda“ in der Nähe der Sportstätten und Stadien untersagt. London gab 2012 über eine Milliarde für Sicherheitsvorkehrungen aus. In Vancouver 2010 wurden 16.500 Sicherheitskräfte eingesetzt, die Wohnungen durchsuchten, Straßen absperrten und Zufahrtswege kontrollierten.

Knebelverträge für Städte

Ein Gutachten, im Auftrag der Gesellschaft für ökologische Forschung, zum »Host City Vertrag« des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) für die Bewerbung 2018 stellte die Olympiabefürworter bloß. Das Gutachten stellte fest: Jegliche Form von Nahrungsmittelverkauf, Merchandising, Werbeflächen und sogar Bierausschank im direkten Umfeld der Wettkampf- und Medienzentren waren ausschließlich den offiziellen Sponsoren vorbehalten. In keiner Austragungsstätte und keinem dorthin führenden Verkehrsweg darf andere Werbung als die offizielle Werbung der IOC-Partner angebracht sein. Stadien- oder Straßennamen müssen während der Spiele durch die Ausrichter geändert und abgelöst werden. Und dies sind nur wenige Punkte aus den Knebelverträgen, die die Städte und Regionen unterschreiben.

Olympia & die Umwelt

In Russland wurden für die Olympischen Spiele in Sotschi Naturschutzgebiete zerstört, und am Ende hinterließen die Spiele Berge von Müll. Für die Spiele in Pyeongchang (Südkorea) 2018 wurden Jahrhunderte alte Wälder zerstört. Ein Lärchenwald von 28 Hektar musste der Bobanlage in Turin 2006 weichen. Zudem hatten die Organisatoren einen Flusslauf umgeleitet. Hinzu käme in NRW der Reiseverkehr, der zwischen dem Olympischen Dorf und den 14 Spielstätten entstünde.

Unsoziales Olympia

Die Olympischen Spiele sind nicht erst seit Bekanntwerden von Doping- und Schmiergeldaffären untragbar, sie sind es bereits seit Jahren. Denn während sich das Olympische Komitee die Taschen füllt und Unternehmen im Umkreis der Spiele profitieren, ist es vor allem die große Mehrheit der Bevölkerung, die unter den Spielen zu leiden hat. Darum fordern wir als DIE LINKE verbindliche Bürgerentscheide in allen Städten, in denen die olympischen Spiele 2032 stattfinden sollen.

DIE LINKE Essen setzt sich dafür ein, dass in die Menschen der Region investiert wird, statt die Taschen des Olympischen Komitees, der Sportvermarkter und Rechtehändler zu füllen. Deswegen sagen wir Nein zu Olympia!

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