DIE LINKE. Essen befürwortet entschieden den Erhalt und die Schaffung bezahlbarer Wohnungen – überall in der Stadt. Das kann aber nicht bedeuten, dass Investoren bestimmen, wie unsere Stadt künftig aussehen soll.
In Rüttenscheid werden aktuell um die 1.000 Wohnungen neu gebaut. Die meisten dieser neuen Wohnungen sind Teile größerer Vorhaben, die notgedrungen massive Auswirkungen haben werden: noch mehr Verkehr, noch weniger Erholungsflächen, noch enger und dichter, noch lauter und hektischer. Deshalb ist es unumgänglich, dass qualitätvoll und nachhaltig gebaut wird. Architektur und Städtebau sind maßgebliche Säulen für die künftige Attraktivität unserer Stadt. Doch leider zieht die Stadt hier gerade blank.
Die Neubebauung der ehemaligen Pädagogischen Hochschule an der Henri-Dunant-Straße illustriert dies beispielhaft. Das Gebiet ist im Norden durch hochgeschossige Gebäude der 1970er Jahre, im Süden aber durch eine sehr aufgelockerte Siedlungsstruktur mit großen Freiflächen und Gärten geprägt. Hier sollen Baumassen realisiert werden, die sich angeblich in die „heterogene Struktur“ des Gebiets einfügen. Tatsächlich werden Gebäuderiegel in Nord-Süd-Ausrichtung so dicht aneinandergereiht, dass schon die grundsätzlichsten Kriterien qualitätvollen Bauens nicht erfüllt werden.
Auch wenn die Prosa des Bebauungsplans anderes behauptet: Hier entsteht keine Qualität im Inneren und keine Qualität im Äußeren. Wie soll eine Wohnung belüftet werden, wenn sich davor in geringstem Abstand ein anderes Gebäude in den Wind stellt? Wie soll eine Wohnung in einem unteren Geschoss belichtet werden, wenn das Haus selbst über 15 Meter tief ist und die Nachbargebäude vorne und hinten keine 18 Meter entfernt stehen? Wo soll Freiraumqualität entstehen, wenn es nur eine zentrale Verkehrsachse zwischen den Riegeln im Norden und den Riegeln im Süden des Plangebiets geben wird?
Die Stadt verneint jedes Verkehrsproblem. Sie betont die architektonische und die städtebauliche Qualität; sie behauptet eine infrastrukturell integrierte Lage und die soziale Mischung. In Wirklichkeit ist sie ignorant gegen jede Kritik und jede Alternative.
Ich wette: Die in Aussicht gestellte Quote von 30 Prozent öffentlich geförderter Wohnungen wird es nicht geben, weder in Bezug auf die Zahl der Wohneinheiten, noch in Bezug auf die Bruttogeschossfläche. Die Widersprüche zwischen den verschiedenen Teilen des Bebauungsplans werden wohl stets zugunsten des Investors und zulasten der Bevölkerung ausgelegt werden.