Die jüngsten Arbeitsmarktzahlen zeigen es ein weiteres Mal in aller Deutlichkeit: Im Ruhrgebiet gibt es nicht nur nach wie vor die mit Abstand höchsten Arbeitslosenzahlen in ganz NRW, auch die Entwicklung ist schlechter.

Daniel Kerekes, Sprecher des Kreisverbandes Die Linke. Essen: „Während im Rheinland, im Münsterland und in anderen Regionen offiziell häufig weniger als 6% Menschen als arbeitslos gemäß Statistik gelten, sind es in Essen noch immer mehr als 10%. Schlimmer noch: In den sowieso besser aufgestellten Regionen nimmt die Arbeitslosigkeit deutlich stärker ab als in Essen, wo im Grunde von einer Stagnation auf hohem Niveau gesprochen werden muss.“

Tatsächlich gibt es nur wenige Regionen und Städte, in denen das Niveau und die Dynamik schlechter sind als in Essen und dem Ruhrgebiet. Auch wenn die zuständige Arbeitsagentur meldet, dass in Essen im April der niedrigste Stand seit 2001 erreicht worden sei, so ist es NRW-weit mit 6,5% der niedrigste Wert seit 1992. Auf Bundesebene wird sogar eine statistische Arbeitslosenquote von 4,9% reklamiert und damit derniedrigste Wert seit der Wiedervereinigung.

Besonders dramatisch in Essen und dem Ruhrgebiet ist aber nach wie vor der außerordentlich hohe Anteil von langzeitarbeitslosen Menschen. Und hinter dem vermeintlichen Erfolg neuer Arbeitsplätze verbergen sich allzu oft schlecht bezahlte Jobs im niedrigqualifizierten Bereich. Der Boom der Callcenter spricht hier Bände.

Kerekes: „Es besteht überhaupt kein Anlass, sich für irgendwas zu feiern. Wer sich hinstellt, Erfolge auf dem Arbeitsmarkt vermeldet und dies mit der Aussage garniert, dass der Aufschwung allen Menschen zugute kommt, ignoriert die prekäre Lebenswirklichkeit eines noch immer viel zu großen Teils der Menschen in der Region.“

Deutlich mehr als 100.000 Menschen in Essen beziehen Leistungen nach SGB II („Hartz IV“) oder SGB XII („Grundsicherung“). Angesichts struktureller Bedingungen am regionalen Arbeitsmarkt steht schon heute fest, dass die Zahl der von Armut betroffenen alten Menschen stark steigen wird. Vor dem Hintergrund gerade in Essen galoppierenderMietpreise steuern wir auf eine sozialpolitische Situation zu, die für viele Menschen nur noch mit dem Wort Katastrophe zu bezeichnen ist.

Kerekes: „Wir brauchen neue Instrumente zur Förderung des regionalen Arbeitsmarktes. Die Ruhrkonferenz muss endlich Vorschläge entwickeln, wie die Region aus ihrer strukturellen Schieflage kommt.“

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